Degrees of Plausibility

Degrees of Plausibility | 1994–1997

Installationen

Margareta Daepp ist eine Künstlerin, die ihre Formen in einem langsamen und behutsamen Arbeitsprozess herauskristallisiert. Sie hat ihre Ausdrucksweise in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und in ihren Objekt-Installationen dadurch eine formale und inhaltliche Vielschichtigkeit erreicht, die äusserst präzise ist. Zur Zeit arbeitet sie mit dem in New York lebenden Künstler Anton Vidokle an einem gemeinsamen Ausstellungsprojekt «Degrees of plausibility», das eine weiterführende Auseinandersetzung mit den Grundthemen und Fragen verspricht, welche die Künstlerin beschäftigen.

 

Seit Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit hat sich Margareta Daepp immer wieder mit Polaritäten auseinandergesetzt. Von ihren Objekten – als Teile von Installationen – geht deshalb eine irritierende Wirkung aus, die ihren Ursprung vor allem darin hat, dass Gegensätzliches spannungsreich miteinander in Beziehung gesetzt ist. Spannung entsteht auch durch die eigentümliche Überlagerung von sinnlich verwendeten Materialien – Terrakotta oder Bienenwachs – und einer bis an die schmerzhafte Grenze getriebenen Präzision der Ausführung.

Das gilt zunehmend für die in letzter Zeit entstandenen Installationen («Archäologie der Zukunft» / «Gelber Nachmittag»), deren Einzelteile assoziativ an technische Objekte oder Haushaltsgeräte erinnern, ohne dass eine eindeutige Zuschreibung oder Bezeichnung möglich wäre. Mit solchen Objekten provoziert Margareta Daepp ambivalente Gefühle. Sie lenkt damit den Blick auf diejenige Nahtstelle, wo im Vertrauten das Unheimliche aufscheint und wo Faszination in Beunruhigung, ja Bedrohung umschlagen kann. Im installativen Zusammenhang, z. B. bei «Archäologie der Zukunft», verschiebt sich die Aufmerksamkeit vom Einzelobjekt schliesslich auf den Kontext. Die einzelnen Objekte werden zu rätselhaften «Fundstücken», ähnlich den Tonscherben bei archäologischen Grabungen, die, aus dem ursprünglichen Zusammenhang gerissen, dennoch mögliche Lesarten provozieren und so die Frage nach – historischen – Bezügen stellen. Im Sinne einer Präsentation von «simulierten» Zeitdokumenten geben sich die Artefakte als zu interpretierende Zeichen. Die ambivalente Mehrdeutigkeit der Installation verweist dabei auf den zerbrechlichen und damit immer wieder neu zu knüpfenden Zusammenhang zwischen der Dingwelt und ihrer Benennung, zwischen Wahrnehmung und Interpretation.

Damit verbindet Margareta Daepp ihre skulpturalen Recherchen zusehends mit Erinnerungs- und Geschichtsarbeit. In diesem Zusammenhang steht auch ihr gegenwärtiges Ausstellungsprojekt mit Anton Vidokle: «Degrees of plausibility». Im Mittelpunkt der beiden Installationen stehen Gegenstände, historische Fakten und Kunstobjekte, deren fragmentarischer Charakter unterschiedliche Interpretationen zulässt. Sinngebung wird als – standortabhängige – Rekonstruktion thematisiert, indem die Mechanismen offen gelegt werden, mit denen diese jeweils inszeniert wird.

 

Elisabeth Gerber, 1996


Degrees of Plausibility
Household Names

1994 | Zusammenarbeit mit Anton Vidokle | Porzellan | 17 x 10cm, h 28cm


Degrees of Plausibility
Installation Terracotta

1995 | Dimension variabel


Degrees of Plausibility
Installation Terracotta

1995 | Detail


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