Shinjuku, Marunouchi, Oedo heissen die Hauptverkehrslinien der Tokioter Metro. Der Metroplan mit seiner klaren Linienführung unter Verwendung kontrastreicher Signalfarben gewährleistet eine optimale Orientierung im urbanen Alltag.
Die U-Bahn transportiert Menschen, die Kunst transportiert Inhalte.
Mit der Verwendung des Liniennetzes als Dekoration eingebrannt auf einem schlichten, keramischen Gefäss fokussiert Margareta Daepp die neuen Wege historischer Keramik. Die Ursprünge der keramischen Tradition Japans, die Vorkommen und Lagerstätten der unterschiedlichen Tonerde, die künstlerischen Eigenarten der regionalen Kunstzentren werden ebenso berührt wie die frühen Handelswege ostasiatischer Keramiken im 17. Jahrhundert.
Die kreisrunden Gefässe der Tokyo Line bestehen aus zwei identisch hohen Zylindern, die ineinander gesteckt werden und eine weite Öffnung besitzen. Es sind dünnwandige, gegossene Porzellanformen. Der untere Teil ist jeweils mit einem aufwändigen Aufglasurdruck versehen, der obere mit einem hochwertigen Autolack bedeckt. Die Balance der beiden Gefässteile und ihr harmonisches Mit- und Gegeneinander zwischen traditionsreichem Lack und aktuellem Druckverfahren hält Margareta Daepp in einer soliden, keramischen Form fest. Die Komplexität der vermittelten Inhalte kulminiert in diesem ebenso funktionalen wie ästhetisch reizvollen Werk.
Susanne Schneemann